K&K Software hat sich fest der Open-Source-Software verschrieben. Die Gründe dafür haben wir schon in anderen Blogposts dargelegt: offene Software, also Programme, die von jedem Interessierten eingesehen und weiterentwickelt werden können, ist sicherer, agiler, und kosteneffizienter. Kann man das gleiche Prinzip auch auf Hardware anwenden?

Offene Hardware – geht das?

K&K Software hat sich fest der Open-Source-Software verschrieben. Die Gründe dafür haben wir schon in anderen Blogposts dargelegt: offene Software, also Programme, die von jedem Interessierten eingesehen und weiterentwickelt werden können, ist sicherer, agiler, und kosteneffizienter. Kann man das gleiche Prinzip auch auf Hardware anwenden?

Das dachten sich zumindest einige findige Bastler, die sich um das Banner der Open-Source-Hardware versammelt haben. Was es damit auf sich hat, und wo die Chancen und die Grenzen liegen, erfahren Sie in diesem Blogpost.

 

Zwischen DIY und IT 

Die ersten Bemühungen, die Idee der Open-Source auch auf Hardware auszudehnen, kamen Ende der 1990er-Jahre auf. Die Ethiken unterscheiden sich dabei nicht signifikant von der DIY-Bewegung. So soll es möglich werden, Hardware selbst anhand offener Pläne herzustellen, zu modifizieren, und zu nutzen. 

Die Idee: ebenso wie Codes noch keine Programme sondern vielmehr Baupläne sind,, können auch Blaupausen offen erstellt, verteilt, und modifiziert werden. Ähnlich wie bei Open-Source-Software geht es hier um die Freiheit, seine Hardware unabhängig von privaten Herstellern kontrollieren zu dürfen, sowie um die fundamentale Frage von dem Besitz von Ideen.

In den 2010er-Jahren nahm die Open-Hardware-Bewegung deutlich an Fahrt auf. So gründeten sich Non-Profits wie die Open Source Hardware Association (OSHWA), und zahlreiche Lizenzen für offene Hardware wurden verfasst. Darunter befinden sich die CERN Open Hardware License oder die TAPR Open Hardware License. Verschiedene Lizenzen stehen zwar nicht in direkter Konkurrenz zueinander, in der Regel sammeln sich Gruppen aber um eine bestimmte Lizenz. 

Ungleiche Geschwister

Open-Source-Hardware hat vor allem mit dem Problem zu kämpfen, dass es ein für Softwareentwicklung konzipiertes Konzept auf Hardware übertragen möchte. Da tun sich schon rein juristische Fragen auf. Verhandelt Open-Source-Software vor allem das Copyright, so greift bei Hardware häufig das Patentrecht. Und das lässt sich nicht so einfach mit GNU-Lizenzen aushebeln.

Offen ist außerdem die Frage, wo offene Hardware überhaupt beginnt und endet. Klar: geht man nur von Bauplänen aus, kann man die einfach frei modulieren und anpassen. Aber was ist mit den fertigen Produkten? Wo ist der Übergang?

Open-Source-Hardware erbt außerdem besonders stark eine der ausgeprägteren Schwachstellen der Open-Source-Software – nämlich die Frage der Haftbarkeit. Ende 2021 hat die Sicherheitslücke Log4Shell die IT-Welt in Atem gehalten. Entstanden ist sie aufgrund eines Fehlers in einer Open-Source-Library.

Aber sollen Hobbyisten wirklich dafür haftbar gemacht werden? Insbesondere, wenn Firmen ihre Library vor allem aus Kostengründen adaptierten? Bei Hardware stellt sich die gleiche Frage in eskaliertem Maße: was, wenn eine Maschine, die nach offenen Bauplänen entstanden ist, Menschen oder Infrastruktur schädigt? Das ist zwar noch nicht vorgekommen, aber durchaus denkbar. Bei proprietärer Hardware kann man einen Hersteller zur Rechenschaft ziehen und eventuell sogar Schadensersatz erhalten. Bei Open-Source-Hardware ist so etwas eventuell nicht möglich, oder sogar unethisch.

 

Offen in die Zukunft

Trotz dieser Probleme kann Open-Source-Hardware einen festen Platz in der Zukunft der IT haben. Die gewichtigsten Argumente dafür unterscheiden sich nicht fundamental von denen der Open-Source-Software-Bewegung. Offene Pläne können für ein schnelleres Schließen von kritischen Sicherheitslücken, für agilere Entwicklung und für effizientere Geräte sorgen.

Insbesondere letzteres ist mit Blick auf den menschengemachten Klimawandel und der Beteiligung der IT eine mögliche Lösung. Die Green-IT sucht schon seit Jahren nach Möglichkeiten, den Rohstoff- und Stromverbrauch ihrer Geräte zu minimieren. Das gebündelte Wissen vieler Köpfe kann hier vier ausrichten.

Auch der Siegeszug des 3D-Druckers kann der Open-Source-Hardware zu neuem Aufwind verhelfen. Zwar sind viele Pläne abhängig von bestimmten Materialien, aber die, die es nicht sind, kann man sich direkt vom offenen Bauplan drucken. Das erlaubt es auch, die Hardware einfacher zu updaten – der schnelle Update-Turnus der Open-Source-Bewegung bringt ja nicht viel, wenn jedes Mal von Grund auf ein neues Gerät angeschafft werden muss.

 

Ein zweischneidiges Schwert

Unterm Strich ist offene Hardware ein zweischneidiges Schwert. Sicher – sie überführt viele Vorteile der offenen Software in einen völlig neuen Kontext. Aber genau dieser Kontext bringt eben auch seine Probleme mit. Software und Hardware funktionieren nach fundamental unterschiedlichen Regeln, und das macht sich hier bemerkbar.

Ganz abschreiben sollte man offene Software aber nicht. Gerade hinsichtlich der Umwelt- und Kosteneffizienz hat sie enormes Verbesserungspotential gegenüber ihren proprietären Geschwistern. Viele Probleme sind außerdem durch neuere Technologien obsolet – insbesondere der 3D-Drucker schreibt hier einige grundsätzliche Regeln um.

Ob sich offene Hardware durchsetzen wird, das vermögen wir nicht zu sagen. Es lohnt sich aber, ein Auge auf diese sich immer noch dynamisch entwickelnde Bewegung zu halten. Die Zukunft wird offen geschrieben. Und es zumindest im Bereich des möglichen, dass sie auch offen gebaut wird.